Der "Ich-Struktur-Test nach Günter Ammon"
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In meiner "eigentlich hauptberuflichen" Tätigkeit,
als Psychologin und Therapeutin, habe ich unter anderem an der Erstellung
und Herausgabe dieses Testes mitgearbeitet.
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Ich-Struktur-Test nach Ammon (ISTA)
G. Ammon, G. Finke und G. Wolfrum
Frankfurt a. M.: Swets Test Services, 1998
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Testgliederung
Der ISTA umfasst 231 Items/18 Skalen, denen 6 Humanfunktionen mit den drei
Ausprägungen "konstruktiv", "destruktiv" und
"defizitär" zugeordnet sind:
- Aggression
- konstruktiv: 13 Items
- destruktiv: 14 Items
- defizitär: 14 Items
- Angst
- konstruktiv: 12 Items
- destruktiv: 10 Items
- defizitär: 13 Items
- Ich-Abgrenzung nach außen
- konstruktiv: 11 Items
- destruktiv: 11 Items
- defizitär: 11 Items
- Ich-Abgrenzung nach innen
- konstruktiv: 12 Items
- destruktiv: 9 Items
- defizitär: 11 Items
- Narzissmus
- konstruktiv: 12 Items
- destruktiv: 12 Items
- defizitär: 12 Items
- Sexualität
- konstruktiv: 12 Items
- destruktiv: 13 Items
- defizitär: 11 Items
Am Ende des Fragebogens stehen 9 Fragen zur Person:
- Geschlecht
- Familienstand
- Partnersituation
- Schulabschluss
- berufliche Stellung
- Beschäftigungssituation
- psychotherapeutische Behandlung
- Gebrauch psychopharmakologischer Medikamente
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Grundkonzept
Der ISTA ist ein psychoanalytisch orientierter Persönlichkeitsfragebogen,
der auf der humanstrukturellen Theorie der Dynamischen Psychiatrie Günter
Ammons basiert.
Ziel des ISTA ist es, möglichst differenziert den aktuellen Entwicklungsstand
der Persönlichkeit eines Menschen in seinen unbewussten Strukturmerkmalen und
durch Verlaufsmessungen deren mögliche Veränderungen zu erfassen.
Sowohl psychisch auffällige Bereiche als auch konstruktiv entwickelte Bereiche
eines Menschen werden erfasst.
Der ISTA soll veränderungssensitiv sein und die wesentlichen
Persönlichkeitsvariablen ansprechen.
Die differenzierte Erfassung der Humanstruktur eines Menschen dient als Ausgangspunkt
einer Therapie und deren Verlaufs- und Erfolgskontrolle. Auf der Basis eines dynamischen
und Prozesshaften Gesundheitsverständnisses wird Gesundung als Entwicklung von
Struktur verstanden.
Die sechs zu erfassenden Bereiche der Humanstruktur werden in ihren drei möglichen
Ausprägungen im Manual ausführlich beschrieben und operationalisiert.
Wesentliche Anwendungsbereiche des ISTA liegen in der psychoanalytischen
Persönlichkeitsforschung, der Theorieevaluation, der Entwicklungsdiagnostik,
der Therapieverlaufs- und Effizienzforschung, der Ermittlung von Kontakt- und
Arbeitsfähigkeit und der Gruppendiagnostik. Er hat Behandlungsrelevanz und
somit auch eine therapeutische Funktion, da die Ergebnisse unmittelbar in den
therapeutischen Prozess mit einbezogen werden können.
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Durchführung
- Alter: 16 bis 75 Jahre
- Formen: Der ISTA ist als Einzel- oder Gruppentest durchführbar.
Parallelformen existieren nicht.
- Handhabung: Den Probanden wird der Fragebogen vorgelegt. Sie lesen die Instruktion
auf dem Deckblatt des Fragebogens durch und beantworten dann die 213 Items gemäß
der Instruktion hinsichtlich ihres Zutreffens als Alternativantworten (ja/nein).
Bei besonders schwer erkrankten psychiatrischen Patienten kann es erforderlich sein,
sowohl die Instruktion als auch einzelne Items vorzulesen und die Antworten zu registrieren.
Im Anschluß werden die demographischen Fragen beantwortet.
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Auswertung
- Modus: Die Auswertung erfolgt wegen der bereits festgestellten
Fehleranfälligkeit beim Gebrauch von Schablonen ausschließlich
über das Auswertungsprogramm auf der beiliegenden Auswertungsdiskette.
Hinweise zur Benutzung der Diskette werden in der Handanweisung nicht gegeben.
Das Programm ist jedoch bequem auf dem PC zu installieren (Microsoft Windows 95
oder höhere Version). Für die Interpretation der Daten sind in der
Handanweisung Interpretationsbeispiele angegeben (5.32 ff.). Hinweise auf
typische Strukturmuster (gesunde Persönlichkeit, neurotische Struktur,
Borderline-Struktur, narzißtische depressive Struktur, schizophrene bzw.
psychotische Struktur) werden gegeben.
- Zeit: Keine Angaben
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Gütekriterien
- Objektivität: Bei rein formaler Anwendung in Durchführung und Auswertung
voll gegeben.
- Reliabilität: Die interne Konsistenz der einzelnen Skalen (Cronbachs Alpha) wurde
für die Eichstichprobe (N=1001 ) und eine Patientengruppe einer Klinik für
Dynamische Psychiatrie (N=134) ermittelt. Cronbachs Alpha variiert über die Skalen
zwischen .60 und .82 bei der Eichstichprobe und zwischen .69 und .81 bei der Patientengruppe.
Die Retest-Reliabilität wurde an einer Gruppe von N=46 Probanden, die sich nicht in
psychotherapeutischer oder psychiatrischer Behandlung befanden, bei einem
Messwiederholungsintervall von 2 bis 3 Monaten überprüft. Für die verschiedenen
Skalen liegt sie zwischen rtt=.55 und rtt=.90. Die niedrigsten Retest-Reliabilitäten
wurden für konstruktive (rtt=.55) und destruktive Angst (rtt=.68) sowie für
destruktive (t=.59) und defizitäre Abgrenzung nach außen (rtt=.66) ermittelt,
woraus die Autoren schließen, dass es sich hierbei um situationsspezifische, stärker
fluktuierende Merkmale handelt. Die weiteren Konstrukte können als zeitlich stabil und somit
als Strukturmerkmale betrachtet werden.
- Validität: Der Darstellung der Validitätsbestimmung des Verfahrens räumen
die Autoren in der Handanweisung großen Raum ein. Es wurden sowohl Skaleninterkorrelationen,
faktorielle Validität, Beziehungen zu vorliegenden Persönlichkeitstests
(Gießen-Test, Beckmann & Richter; MMPI, Hathaway & McKinley), Beziehungen zu
Abwehrmechanismen (Life Style Index, Pluchik & Conte), Beziehungen zu körperlichen
und psychischen Sympxomen (SCL-90, Franke) und der Intelligenz (HAWIE-R, Tewes) bestimmt.
Weiterhin wurde die Validität im Vergleich klinischer Gruppen mit der
Normalbevölkerung ermittelt sowie anhand von Untergruppen der Eichstichprobe
(Psychotherapie/Einnahme von Psychopharmaka, Partnersituation,
Schulabschluss/Beschäftigungssituation, Einkommen, alte versus neue Bundesländer),
anhand von Profilen klinischer Gruppen (depressiv, psychotisch, borderline) und als Evaluation
von Therapieeffekten. Die Mehrzahl der Studien weisen auf eine ausreichend hohe
Validität des Verfahrens hin.
- Normen: Es liegen Normwerte (T-Werte) für die Altersstufen von 16 bis 49 Jahren
sowie für die Altersstufe von 50 bis 75 Jahren vor (S. 101 ff.).
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